Wenn wir Ackerboden gnadenlos drainieren, verhält er sich in Trockenperioden wie Beton, wenn plötzlich Regen einsetzt. Anstatt das Wasser wie einen feuchten Schwamm aufzusaugen, lässt der Boden den Regen ablaufen wie auf einem Ziegeldach. Hinzu kommt die Versiegelung der Flächen durch neue Straßen, Siedlungen und Gewerbegebiete. Das Regenwasser fließt sofort in die Kanalisation und von dort aus in die Bäche. Weil weniger Wasser gespeichert wurde, kommen nun viel größere Massen in den Bächen an und es kommt schnell zu Überschwemmungen, wie wir in den letzten Jahren immer wieder schmerzlich erfahren mussten.
Die Stadt Scheßlitz hat ein Hochwasserschutzkonzept entwickeln lassen, das beim jetzigen Stand der Planung meterhohe Dämme in mehreren Ortsteilen vorsieht. Die erste Baumaßnahme wurde 2011 genehmigt und der Baubeginn für diesen Wall unweit der Kompostieranlage ist bereits 2014. Die Kosten für dieses Rückhaltebecken belaufen sich voraussichtlich auf 1,85 Mio. Euro. Der Damm entsteht in der Nähe der Kompostieranlage quer zum Seierbach. Er wird eine Länge von 290 m und eine Höhe von 7 m haben!
Außerdem sind zusätzliche Maßnahmen innerorts und weitere Rückhaltebecken geplant. Die Maßnahmen in Scheßlitz entstehen entlang des Leitenbaches. Sie beinhalten 0,5 m hohe Geländemodellierungen und bis zu 1,0 m hohe Ufermauern am „Anger“. Zudem soll nach der Querung „Windischlettener Straße“ am linken Ufer ein 80 m langer Deich mit einer Höhe von bis zu 0,8 m Höhe entstehen.
In Wiesengiech sollen die innerörtlichen Mauern entlang der Ufer des Leitenbaches auf bis zu 1,6 m erhöht werden. Um Demmelsdorf bei Starkniederschlagsereignissen zu entlasten, sollen im Zuge der Flurbereinigung Geländemodellierungen und naturnahe Bachverlegung zurück in die Tieflage des Geländes durchgeführt werden.
Außerhalb Scheßlitz sind drei weitere Rückhaltebecken geplant. So soll eins unmittelbar nach Ehrl Richtung Stübig mit einer Dammhöhe von 9 m entstehen! Das zweite soll am Würgauer Bach gebaut werden, nach dem Gewerbegebiet „Scheßlitz Ost“. Das dritte ist am Pünzenbach zwischen Straßgiech und Köttensdorf geplant.
Hat man sich eigentlich gefragt, was passiert wenn ein Damm bricht? Ein Versagen von Schutzsystemen ist nie ganz auszuschließen. Es existiert immer ein Restrisiko.
Fazit: Es werden Symptome bekämpft, während die Ursachen ignoriert oder sogar weiter verschlimmert werden. Neben dem notwendigen Schutz der betroffenen Siedlungsgebiete ist es aber notwendig, die Ursachen für die Entstehung von Hochwasser näher unter die Lupe zu nehmen und langfristige ökologisch verträglich Konzepte zur Hochwasservermeidung zu erarbeiten. Dazu gehören Überflutungsflächen, auch wenn damit Schadenersatz für Ernteausfälle verbunden ist. Mehr naturnahe Bäche wären außerdem ein dickes Plus für die Ökologie und die Artenvielfalt.
Quellen: Genehmigungsplanung, Hochwasserschutz Scheßlitz und Wiesengiech, Bauabschnitt 1 / Landschaftspflegerischer Begleitplan
Sabine Dusold
25.01.2014